Auslandseinsatz auf Lesbos
Marius Lötfering aus unserer Bereitschaft war im Auslandseinsatz auf Lesbos. Hier kommt sein Erfahrungsbericht!
Am Mittwoch den 18.11.2020 erreichte mich eine Anfrage des DRK Generalsekretariats aus Berlin für einen Auslandseinsatz im Rahmen der Flüchtlingshilfe auf der griechischen Insel Lesbos. Nach kurzer Rücksprache ermöglichte mir mein Arbeitgeber, die Ingenieurgesellschaft Dr. Nacken aus Aachen, am folgenden Tag diesen Einsatz und ich konnte meine Verfügbarkeit ab sofort für drei Wochen zurückmelden. Unmittelbar danach erfolgte durch das Generalsekretariat die Übermittlung aller relevanten Dokumente und Informationen zur Erläuterung der Lage vor Ort, möglicher Risiken und einem Überblick über die anstehenden Arbeiten. Noch am selben Tag unterzog ich mich einer tropenmedizinischen Arbeitsuntersuchung und einem COVID-19 Test. Am Freitag wurden dann die Flüge gebucht, die letzten Formulare ausgefüllt und noch notwendige Absprachen getroffen.
Bereits am Sonntagmittag den 22.11 sollte mein Flug von Frankfurt nach Lesbos über Athen starten. Aufgrund von Problemen mit der Einreisegenehmigung nach Griechenland kam ich somit erst am Dienstag den 24.11. am Flughafen in Mytilene an.
Nach einem Briefing vor Ort und einer Einweisung in die Arbeiten ging es am folgen Tag ins Camp Tara Kepe welches aktuell von rund 7500 geflüchteten Person bewohnt wird. Als Water Supply Technican im WASH Team (Water, Sanitation and Hygiene) bestand meine Aufgabe gemeinsam mit dem Water Suppy Engineer und dem Sanitation Engineer darin, die Wasserver- und -entsorgung mittels Tanklastwagen aufrecht zu erhalten und für die notwendigen hygienischen Rahmenbedingungen innerhalb des Flüchtlingslagers zu sorgen, welche in der aktuellen Situation wichtiger denn je sind und somit einen Ausbruch von Krankheiten verhindern sollen. Hierfür wurden bereits an acht verschiedenen Orten improvisierte Wasserentnahmestellen errichtet welche wir anschließend mit einem festen Untergrund aus insgesamt 17 Betonfertigplatten mit Dächern, Abwasserrohren und Abwassergruben versehen haben um auch hierbei den hygienischen Standards gerecht zu werden und ein Auffangen und fachgerechtes Entsorgen der Abwässer zu gewährleisten. Zusätzlich wurden die bereits vorhanden Dusch- und Waschgelegenheiten erweitert und in Anbetracht des nahenden Winters auf eine Warmwasserversorgung hingearbeitet und alle hierfür notwenigen Vorbereitungen getroffen. Neben dieser weiteren Verbesserung der Hygienebedingungen waren auch alltägliche Instandhaltungsaufgaben und kleine Reparaturen der sanitären Anlagen Bestandteil meiner Aufgabe.
Ein weiterer wichtiger Teil des Einsatzes war die Schulung von Freiwilligen durch das Hygiene Promotion Team zu grundlegenden Hygienestandards und im Umgang mit den sanitären Anlagen, welche wir hierbei von technischer Seite bestmöglich unterstützt haben.
Eine große Herausforderung stellten die aktuellen Corona-Beschränkungen auf der Insel Lesbos dar. Durch geschlossene Geschäfte wurden insbesondere die Möglichkeiten der Materialbeschaffung erheblich reduziert oder verursachten einem nicht unerheblichen Mehraufwand. Ebenfalls wurde das Arbeiten dadurch erschwert, dass zum Schutz des Teams und der Mission alle Teammitglieder überwiegend allein gearbeitet haben, um mögliche Kontakte innerhalb des Teams auf ein absolutes notwendiges Minimum zu beschränken. Kontakte innerhalb des Teams beschränkten sich somit weitestgehend auf Videokonferenzen und Telefonate.
Die Arbeiten, immer umgeben von einigen der vielen Kinder, waren sehr interessant und erfahrungsreich. Ich habe dort viele großartige Menschen sowohl im Team als auch unter den betroffenen Menschen im Flüchtlingslager kennenlernen dürfen, welche immer und überall unterstützt haben, wenn es notwendig war. Alles in allem war es ein sehr interessanter, aber überwiegend auch sehr einsamer Einsatz.
Um eine Vielzahl an Eindrücken und Erfahrungen reicher endete der Einsatz für mich nach knapp zweieinhalb Wochen viel zu schnell wieder. Am 10.12 kam ich wieder in Frankfurt am Flughafen an.
Pressemitteilung des Bundesverbandes: https://www.drk.de/presse/pressemitteilungen/meldung/fluechtlingslager-auf-lesbos-drk-verbessert-wasser-und-hygieneversorgung-in-kara-tepe/
Standort des Lagers: https://www.google.de/maps/@39.1339773,26.5422636,701m/data=!3m1!1e3